Unsere Reise nach Guilin begann mit einem Vorführeffekt. Marcel und Johanna hatten am Vortag noch von der Zuverlässigkeit der Chinesen geschwärmt und heute Morgen war der bestellte Fahrer zum Flughafen nicht da. Hektisch wurden zwei Taxis bestellt. Wir fuhren wegen des vielen Gepäcks getrennt und bereits etwas spät dran zum Flughafen. Dort fanden wir uns zunächst nicht wieder und kamen schon langsam auf Grund der Zeitnot ins Schwitzen. Am Ende erreichten wir aber noch pünktlich zum Boarding den Flieger.
In Guilin gelandet waren wir gespannt, ob der Tag so weiter gehen würde, wie er begonnen hatte und wir uns anstatt mit dem gebuchten Fahrer zu Fuß nach Yangshuo auf den Weg machen durften. Aber hier hatte sich alles wieder eingependelt und so brausten wir in einem gemütlichen Van über eine nagelneue Autobahn durch die schöne Karstberglandschaft Guilins nach Yangshuo. An unserem Ziel angekommen fanden wir uns auf einer kurzen, aber gut besuchten Zufahrtstraßen zu unserer Unterkunft wider. Überall auf der Straße und am Straßenrand waren Touristen, Läden, Reisebusse, Motorroller, Lastwagen...Chaos. Auf einem Schotterparkplatz voll mit Reisebussen hielten wir an und der Fahrer begann sofort mit dem Auslanden unseres Gepäcks. Wir waren uns aber noch nicht mal sicher, ob wir richtig waren, da wir kein Hotel erkennen konnten (es wurde von den Bussen verdeckt). Plötzlich erschien ein Gruppe Chinesen, verteilte sich auf unser Gepäck und zogen damit von dannen. Wir folgten so schnell wir konnten, wurden jedoch von einer netten Mitarbeiterin unseres Hotels abgefangen. Sie klärte die Situation auf. Da Johanna bereits angekündigt hatte, dass wir mit viel Gepäck eintreffen würden war die ganze Hotelmannschaft mobilisiert worden, um uns zu helfen. Die Koffer wurden somit schon direkt zu unseren Zimmern gebracht, während wir zunächst in Ruhe einchecken und einen Willkommensdrink genießen sollten. Das schlechte Karma von heute Morgen war nunmehr ganz verflogen.
Nach dem fruchtigen Willkommensdrink fanden wir unser Gepäck brav aufgereiht vor unseren Zimmern und inspizierten neugierig unser Domizil für die nächsten Tage. Wir waren nicht im Haupthaus, sondern im dahinter liegenden Bauernhaus mit eigenem Gemüsegarten untergebracht. Nach einer kleine Pause erkundeten Marcel und Christian die nähere Umgebung und wir trafen Johanna anschließend zu einem leckeren Abendessen im hauseigenen Restaurant "Luna" mit Blick auf den Mondberg (ein Berg mit kreisrundem Loch). Anschließend wurden wir zur Show "Impression Sanjie Liu" (Impression von "Die 3. Schwester Liu") gebracht. Auch hier herrschte zunächst großes Chaos, viele Menschen, Guides die Nummern in die Luft hielten und wir die unseren Guide erst einmal finden mussten. Dabei half uns die freundliche Taxifahrerin. Unser Guide und unsere Nummer setzten sich irgendwann plötzlich in Bewegung und wir mussten zusehen, dass wir den Anschluss nicht verloren. Auf dem Showgelände wurde unser Guide durch einen anderen ersetzt, aber die Nummer blieb gleich - das beruhigte uns. Der Neue verteilte nun die Tickets und wir wurden auf den Weg zu den Zuschauerrängen geschickt. Wir hatten die VIP-Tickets mit eigener Kabine, Tee und Ferngläsern gebucht und wurden daher von einer jungen Chinesin empfangen, die uns zu unserer Kabine bringen sollte. Dabei unterhielt sie sich jedoch rückwärtsgehend noch lautstark mit ihren Kolleginnen und brüllte Johanna dabei mehrfach in ihrer höchsten Lautstärke ins Gesicht. Als ihr das auffiel (Johanna hat einen etwas gequälten Gesichtsausdruck), war sie zwar etwas irritiert und entschuldigte sich kurz, brüllte danach aber ungerührt weiter - nur diesmal an Johannas Gesicht vorbei.
"Impression Sanjie Liu" ist eine Licht-Show, die auf einer Naturbühne am Flussufer in Yangshuo stattfindet. Show und Musik basieren auf dem gleichnamigen Film, der wiederum auf einer chinesischen Legende basiert. Erdacht wurde sie von Zhang Yimou (Direktor der Olympischen Spiele in Peking - Eröffnungsshow). Fast jeden Abend stehen mehr als 600 Künstler auf der Bühne. Die Schauspieler tragen die traditionelle Kleidung der Zhuang, Miao und Yao Minderheiten.
Kurzumrissen geht es um die 3. Tochter aus der Familie Liu, die eine wunderschöne Stimme hat und Volkslieder singt. Sie verliebt sich in einen Volkssänger. Doch ein Widersacher, der ebenfalls in dem Dorf lebt, möchte die schöne Sängerin für sich haben und beschließt sie zu entführen. Mit der Hilfe der Dorfbewohner kann die 3. Schwester Liu mit ihrem Geliebten fliehen. Das Paar macht daraufhin die Volkslieder ihrer Heimat in ganz China berühmt.
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