Te Anau dient den meisten Touristen als Übernachtungsgelegenheit bevor sie busweise für einen Tagestrip und eine Schifffahrt in Richtung Milford Sound gebracht werden. Wir haben uns jedoch entschlossen zunächst einen Tag in der Region Te Anau zu verbringen und die schöne Landschaft (nahezu identisch zu unserer schönen Lister-Talsperre) zu genießen. Einen kleinen Abstecher gab es dann noch an den See Manapouri, der deutlich weniger touristisch ausgebaut war.
Erst abends starteten auch wir in Richtung Milford Sound - ohne lästige Tourbusse und große Kolonnen an Campern, die zum Glück schon alle die Nachmittags-Cruises gebucht hatten und uns nun alle entgegen kamen... Unser Ziel war eine kleine, aber feine Lodge direkt im Milford Sound zu erreichen, bei der wir eine Hütte gemietet hatten. Und wie unser Reiseführer diesmal korrekt beschrieb: Der Weg zum Milford Sound ist bereits so eindrucksvoll, wie später der Fjord selbst!
An unserer Hütte angekommen, stellten wir fest, dass manche Gäste wohl "Dauergäste" sind: die kleinen, aber fiesen Sandfliegen. Unsere Hütte bot mit seinen riesigen Fenstern nicht nur einen grandiosen Ausblick auf die Felshänge, den Fluss und eine bezaubernde Landschaft, sondern auch auf die vielen (verzweifelten) Versuche von Campinggästen auf den bereitgestellten Bänken und Tischen ihr Abendessen einzunehmen ohne von den beißenden Sandfliegen weggetragen zu werden - ein hoffnungsloses Unterfangen. Und so schlürften wir genüsslich unser Bier in unserer Hütte am Fenster... :-)
Gedanken eines Neuseelandreisenden zur gemeinen Sandfliege:
Dieses possierliche Tierchen heißt auf lateinisch ganz charmant: Phlebotominae, auf Maori liebevoll: Te Namu. Im Englischen hingegen trägt sie den Namen „Sandfly“ oder auch „Asshole“. Man unterscheidet bei der gemeinen Sandfliege unter den Untergattungen: „ziemlich gemeine Sandfliege“, „g’scheit gemeine Sandfliege“ und „verdammte sch… -gemeine Sandfliege“. Was alle 3 Unterarten gemeinsam haben? Sie sind gemein.
Das Positive an der gemeinen Sandfliege ist, sie stechen nicht. Leider hören damit ihre Vorzüge aber auch schon auf. Weder halten sich die Sandfliegen an mückenspezifische Schlafzeiten (sie sind 24 Stunden aktiv, 7 Tage die Woche), noch geben sie den allzeit warnenden Surrton von sich im Fall eines Angriffs. Statt des den handelsüblichen Mücken angebauten Stechapparats, bevorzugt die Sandfliege ihr Opfer aufzubeißen und das Blut aus der Tropfenden Wunde zu schlürfen.
Angenehm wäre gewesen, wenn man von genau einem solchen Tierchen befallen würde, es erschlagen könnte und damit die Welt wieder im Ruder wäre. Leider tritt die gemeine Sandfliege aber immer in Scharen von ca. einer halben Million auf, weshalb die Wahrscheinlichkeit den Kampf zu gewinnen für den Menschen gen Null geht. Womöglich sollte man an dieser Stelle anmerken, dass es ein von der Natur zum Vorteil des Menschen gewollter Schutz sein könnte, dass die Sandfliege stumm, ohne Surren fliegt… Man würde ja schier durchdrehen… Wie kann man sich gegen den Angriff der Killerfliegen wehren? Nun ja, man kann langärmlige Sachen anziehen, lange Hose, feste Schuhe mit Socken, Mütze, Schal, Sturmmaske… Immerhin können sie bis dato noch nicht durch Kleidung schneiden. Mögen wir hoffen, dass die Evolution ihnen diese Möglichkeit auch nie geben wird… Alternativ kann man sich aber auch in einen gut isolierten Raum begeben mit großem Fenster und herrlichem Ausblick auf eine Sitzgruppe: Und man schaut bei einem Gläschen Wein den gepeinigten Mitleidenden im Freien zu, wenn sie versuchen sich für einen Moment hinzusetzen nach langer Reise…
Was bleibt sind, neben fies juckenden und schmerzenden Bissen im Fall von schlechter Absicherung, Fotos auf denen man eine verschmutze Linse vermuten könnte – was in der Realität natürlich die Quälgeister sind, die man nicht davon abhalten kann mitten ins Bild zu fliegen… Übrigens besagt die Legende der Maori, dass der Gott Tu-te-raki-Whanoa das Fjordland so schön gemacht hat, dass viele Menschen kamen, es bewunderten und nicht mehr gehen wollten. Die Göttin Hine-nui-te-po verärgerte dies und so schuf sie die Sandfliege, um sicherzugehen, dass die Menschen das Fjordland auch wieder verlassen. Ein perfider Plan, der aber regelmäßig seine Wirkung unter Beweis stellt.
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