Ein Jahr China das Fazit in Pro & Contra / Pro & Contra Reisen lehrt....

Aus aktuellem Anlass geht es heute um Lektionen, die wir hier immer wieder lernen dürfen: ausdauerndes Warten und Geduld.


Oder habt ihr etwa gedacht, wir seien mit unserer Pro & Contra Serie schon fertig? Nicht die Bohne, wie Johanna gern sagt. ;)


Folgendes hat sich zugetragen:


Wir sind letzten Dienstag nach Shenzhen in Süd-China aufgebrochen und wollten letzten Sonntag wieder zurück nach Shanghai fliegen.


Dass Flüge in China häufig Verspätung haben, kennen wir ja schon. Man liest die Hinweise in den Auskunftsmonitoren daher genau. Am Sonntag aber fing das Boarding sogar 10 Minuten früher an und der Abflug erfolgte auf die Minute genau. Genug Zeit also um noch eine Abendessenverabredung mit Freunden in Suzhou auszumachen. Wir lehnten uns "entspannt" in unseren viel zu engen Sitzen zurück, genossen die letzten Ausblicke auf Shenzhen und erfreuten uns an den hübschen Wolkengebilden. Ca. eine Stunde vor der planmäßigen Landung in Shanghai begann unser Flugzeug Kreise zu drehen (wir dachten uns nichts dabei, das passiert öfter mal, um andere Flieger vorbeizulassen oder weil noch keine Landeerlaubnis erteilt wurde). Ein paar Runden rechtsherum, dann noch ein paar linksherum (ca. 15 Minuten ging das so). Unter uns konnten wir immer wieder die gleichen Bergformationen bewundern.

Es erfolgte schließlich die Durchsage der Stewardess, dass wir in ca. 40 Minuten landen würden. Wir flogen nun wir wieder geradeaus und es folgte nach 20 Minuten die nächste Info der Stewardess: "Sehr verehrte Fluggäste, wir landen in 20 Minuten (bla bla mit Sitz aufrecht stellen usw.). Allerdings landen wir nicht in Shanghai, dort tobt ein schweres Gewitter, wir landen in Fuzhou!" Ein unerfreutes Raunen ging durch den Flieger, aber man ergibt sich schließlich schulterzuckend der Situation - was sollte man auch machen?! Aussteigen war ja auch keine Option. Unten in Fuzhou angekommen, musste noch ein Laowei (der die Durchsage wohl verschlafen hatte) davon abgehalten werden auszusteigen. Nein...es handelte sich nicht um Pudong. Eindeutig zu viele Bäume! Den Flieger durfte nur verlassen, wer den Flug hier abbrechen wollte. Marcel hatte am Montag aber wichtige Termine und wir hatten nur die Hälfte der Flugstrecke nach Shanghai geschafft. Außerdem hatten ja nicht nur wir dieses Problem. Sämtliche Flieger mit Ziel Shanghai durften nicht starten oder wurden während des Flugs vom Himmel geholt. Zugtickets gab es auch keine mehr. Für Montag übrigens auch nicht. Ein Auto mieten und nach Suzhou fahren? Bei einer Entfernung von 766 km nach Suzhou und unsicheren Straßenverhältnissen ebenfalls keine gute Idee, also war Abbruch keine Option. Obwohl der lange menschenleere Strand, den wir im Anflug auf den Flughafen von Fuzhou gesehen haben, sehr verlockend war. Unsere Verabredung sagten wir schließlich auch wieder ab.


Niemand konnte uns sagen, wie lange wir auf dem Rollfeld verweilen würden. Denn, wie wir in Peking gelernt haben, das Personal wird nicht informiert. Wir stellten uns daher auf sehr langes Warten ein.

Um 19 Uhr schließlich bekamen wir die Starterlaubnis und verließen das schöne Fuzhou wieder. Wir flogen die ganze Strecke nach Shanghai an einer beeindruckenden Gewitterfront vorbei. Das waren vielleicht Blitze!!! Leider lassen sie sich vom Flieger aus nicht auf Fotos bannen, ihr müsst sie euch daher vorstellen.


Um 21 Uhr saßen wir schließlich im Auto und um 23 Uhr waren wir endlich zu Hause. Nur 4 Stunden nach der geplanten Ankunft. Da hatten wir Glück. Übrigens fing die Rückreise mit der Fahrt zum Flughafen schon um 11 Uhr morgens an. Somit hat die Rückreise insgesamt 12 Stunden gedauert.


Als Reiseoptimisten, die Flugverspätungen, Staus und lange Warteschlangen, in ihren Plänen grundsätzlich nicht mit einrechnen, lernen wir die Lektion ausdauerndes Warten und Geduld immer wieder schmerzhaft. Die 3 Stunden Wartezeit am Sonntag waren im Vergleich zu unserer Peking-Odyssee (siehe Einträge vom 25.06. und 26.06.2013) ein Spaziergang. Aber als Reisender in China muss man in Kauf nehmen, dass Straßen verstopft sind und man statt 2 Stunden mal 3 Stunden oder mehr nach Hause braucht. Außerdem sind die Entfernungen hier so groß, dass sich das Wetter während eines Fluges im Zielort gravierend ändern kann. Und auch bei der Ankunft ist die Reise noch nicht vorbei, man steht im schlimmsten Fall noch eine Stunde in einer Taxischlange am Flughafen oder Bahnhof an und fährt dann noch mindestens eine Stunde mit dem Taxi, wenn man sein Hotel in der Innenstadt des jeweiligen Zielortes gebucht hat. Warten und Geduld bestimmt also unsere Reiseerlebnisse hier. Glücklicherweise vergessen wir diese Umstände wieder, bis wir ernüchtert in einer laangen Schlange vor dem Check-In-Schalter am Flughafen stehen, sonst würden wir hier wohl nichts sehen, außer den schönen Gärten von Suzhou.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0