Ein Jahr China das Fazit in Pro & Contra / Contra: Lebensmittel

Kommen wir zu den Nachteilen der Produktvielfalt:

 

Die Kosten:

Die importierten Lebensmittel haben einen ganz schön langen Weg hinter sich. Beim Durchforsten unseres Vorratsschrankes haben wir neben ein paar tatsächlich in China hergestellten Produkten wie Reisnudeln nur noch Produkte entdeckt, die von weit her kommen. Am naheliegendsten ist noch die Sojasoße aus Japan (keine Ahnung, warum wir kein lokales Produkt gekauft haben). Wir haben Couscous aus Frankreich, Salsasoße aus Australien und das Australien und das Tacogewürz der selben Marke aus den USA. Die Nutella war für Polen bestimmt, es steht zumindest alles auf Polnisch drauf. Der Ferrero-Laster wird wohl falsch abgebogen sein. Die Gewürzgurken, der Balsamico-Essig und das Schwarzbrot kommen aus Deutschland. Lange Aufzählung, kurzer Sinn: Importieren macht Lebensmittel teurer, insbesondere, wenn sie von so weit herkommen. 500g Gauda kosten hier 85 RMB - ca. 11 €. Gute Oldenburger Milch (1l) kostet umgerechnet 2,50 € (wenn das die Milchbauern in Deutschland wüssten...). So zieht sich das durch die ganze Produktpalette importierter Güter. Alles ist ungefähr doppelt, wenn nicht dreimal so teuer, wie daheim.

 

Mal von den importierten Produkten abgesehen, sind lokale Produkte und Lebensmittel wie Gemüse und Obst hier sehr günstig.


Exkurs: Andere importierte Waren

Autos, Kleidung, Parfüm und Kosmetik aus dem Ausland sind hier auch teurer. Uns wurde erklärt, dass 30 % Luxussteuer auf Waren wie Parfüm und Kleidung (außer der ausländische Hersteller produziert in China, sowie Esprit u. H&M) und 20 % auf Autos erhoben werden. Wein bekommt sogar satte 50% Zollaufschlag (Alle Angaben ohne Gewähr ;)).


Herstell- und Mindesthaltbarkeitsdatum

Lebensmittel in China müssen immer mit dem Herstelldatum gekennzeichnet werden.  Meistens steht auch ein Mindesthaltbarkeitsdatum dabei, aber gerade auf leicht verderblichen Waren wie Wurst ist es oft nicht ausgewiesen.


Wir haben beim letzten Einkauf unten im Laden abgepackte Bierwurst aus Mai 2013 gefunden. Butter ist oft schon 1 Jahr alt. Das lässt einen dann schon ins Grübeln kommen. Entweder über die verwendeten Konservierungsmittel oder ob die Wurst nicht schon längst hätte entsorgt werden müssen.


Ähnlich ist auch mit anderen importierten Lebensmitteln. Da Chinesen selbst die Produkte kaum kaufen, stehen sie schon mal länger in den Regalen (auch gut zu erkennen an der Staubschicht), als es in den Herkunftsländern der Fall wäre. Also - immer schön auf das Herstelldatum achten!!!


Kühlkette?!

Ihr wisst, die Sommer hier sind heiß. Nun stellt euch vor, der Laden um die Ecke erhält eine Lieferung an Dr. Oetker Pizza. Diese werden im geschlossenen, aber ungekühlten LKW angeliefert. Die Palette steht dann noch ca. den halben Tag vor dem Laden in der Sonne, weil so viel zu tun ist, dass keiner der Mitarbeiter dazu kommt, die Waren in den Laden zu schaffen. Irgendwann wandern die längst aufgetauten Pizzas in die Gefriertruhe und fallen erneut in eine Froststarre. Ein paar Tage später ist es an der Zeit die Kühlregale und die Gefriertruhen vollständig auszuräumen und ausgiebig zu reinigen. Der Gedanke und die gewissenhafte Ausführung sind löblich. Die Stapelung zu kühlender Lebensmittel im ungekühlten Gang vor dem Kühlregal und der Gefriertruhe entspricht nun aber nicht der Einhaltung der Kühlkette.


Als wir das noch nicht wussten, wunderten wir uns noch, warum wir die Pizza in Form einer Pizza Calzone aus der Schachtel zogen. Die Pizzaschachteln werden hier oft nicht liegend gelagert, sondern aufrecht, so dass der Inhalt aufgetaut in der Schachtel nach unten rutscht. Das Ergebnis sieht übrigens sehr unappetitlich aus. Aber bei 6 € für die Dr. Oetker Pizza sieht man darüber hinweg. Einmal! Und dann drückt man vor dem Kauf die Packung zusammen, bis man auf die Pizza stößt und wenn im oberen Drittel kein Inhalt fühlbar ist, weiß man schon Bescheid und tritt von seiner Kaufentscheidung zurück. ;)

 

Warum die Kühlkette in vielen Supermärkten nicht eingehalten wird? Wir vermuten, es liegt an der Unwissenheit der Mitarbeiter. Wie gesagt, werden diese Lebensmittel kaum von Chinesen gekauft. In den meisten chinesischen Küchen steht ohnehin kein Backofen.


Überhaupt ist der Trend Gefriergut zu kaufen, also auch lokale Lebensmittel, wie Jiaozi (gefüllte Teigtaschen) oder Hähnchenknorpelspieße wohl recht neu. Chinesen gehen eher Essen, kaufen am Straßenrand von mobilen Imbissen oder bereiten frische Lebensmittel selbst zu.

 

Lebensmittelskandale und Inhaltstoffe:

Es gibt in China - wie auch im Rest der Welt (verseuchtes Milchpulver aus Neuseeland, Dioxineier und Fleischskandale in Deutschland ) -Lebensmittelskandale. Unser Problem ist, dass wir Nachrichten darüber aufgrund der Sprachbarriere erst sehr spät mitbekommen. Wir haben aber auch die Erfahrung gemacht, dass man auch schlechten Nachrichten über die Lebensmittelqualität nicht trauen kann, weil es sich um reine Denunzierungen handeln kann oder nur ein Gerücht in der hiesigen Expat-Gesellschaft darstellen. Unsere Unsicherheit über die Qualität der Lebensmittel hier ist also relativ hoch, im Vergleich zu Deutschland.


Öfters hat man hier auch schlechte Karten, wenn man etwas über die Inhaltsstoffe von Produkten erfahren möchte, aber kein Chinesisch kann. Über der meist englischsprachigen Information prangt meistens ein chinesischer Aufkleber. Und der klebt so gut, dass der Versuch ihn zu entfernen nichts bringt. Manchmal klebt er auch über den Zubereitungshinweisen. Das ist dann persönliches Pech.

Ein Beispiel: Flaschenwasser

Es handelt sich um Trinkwasser, dass wir seit unserer Ankunft hier konsumieren. Es stand vor ein paar Monaten plötzlich im Verdacht verunreinigt zu sein und einen zu hohen Arsengehalt aufzuweisen. Wir nahmen eine Flasche mit nach Deutschland und ließen das Wasser auf seine Inhaltsstoffe testen. Das Ergebnis: der gesetzlich erlaubte Grenzwert (auch der der EU) wird weit unterschritten und ansonsten war das Wasser auch frei von Schadstoffen. Allerdings so frei, dass es über kaum Mineralien verfügt. Aber es ist nicht gesundheitsschädlich.



Unser Fazit:

Man kann nirgendwo auf der Welt sicher sein, wie gut die Qualität von Lebensmitteln ist, außer man baut sie selbst an.


Angesichts der hohen Lebensmittelkosten schleicht sich trotzdem ein persönlicher Vorteil für uns ein:

Unsere Wertschätzung für Lebensmittel ist ungemein gestiegen. Mittlerweile schaffen wir es so gut wie alles zu verbrauchen, was wir kaufen. Wie überlegen beim Einkauf, was wir wirklich brauchen und ob wir es tatsächlich essen werden. Das schont den Geldbeutel drastisch.

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