Eine Mischung aus Kultur und Natur erwartete uns heute. Ohne fahrbaren Untersatz war das jedoch schwer zu verwirklichen und so mieteten wir uns mit Hilfe des Hotels einen Fahrer, der uns nicht nur chauffierte, sondern sogar als Tour-Guide fungierte.
Wir starteten in Baisha, der ehemaligen Hauptstadt der Naxi und einer wichtigen Stadt entlang der Teeroute auf der Tee und Pferde gehandelt wurden, bzw. der südlichen Seidenstraße.
Zwar konnte unser Fahrer kaum Englisch, aber er ermutigte uns bei der Besichtigung des berühmten Naxi-Freskos in Baisha, uns in die Nähe von anderen "geführten Reisegruppen" zu gesellen, so dass wir wenigstens etwas von der Geschichte mitbekamen. Es war nett gemeint, allerdings hatten die anderen ja für ihren Tour-Guide bezahlt und so war es für uns eine Gratwanderung zwischen dem Fahrer nicht vor den Kopf zu stoßen und die anderen Westler nicht zu verärgern.
Baisha soll einmal das Zentrum der südwestchinesischen Seidenproduktion gewesen sein und die Naxi-Frauen wahren berühmt für ihre kunstvollen Seidenstickereien. Und ist es nicht verwunderlich, dass sich hier eine Schule befindet, die die Kunst der Seidenstickerei schon seit 800 Jahren lehrt. Eine Schülerin hat sich etwas Zeit für uns genommen, ihr Handwerk erklärt und uns etwas in der Schule herumgeführt. Das Seidengarn, welches Johanna in der Hand hält lässt in bis zu 150 einzelne Fäden aufteilen. Wenn man es tatsächlich schafft, das Garn in diese hauchdünnen Fäden zu teilen und fehlerfrei zu verarbeiten ist man schon sehr gut. Warum die Fäden so dünn benötigt werden, haben wir im Ausstellungsraum anhand der Arbeiten der Meisterinnen verstanden. Der Verlauf von Farben kann mit diesen dünnen Fäden so perfekt dargestellt werden, dass man mit etwas Abstand zum Kunstwerk gar nicht mehr sieht, dass es Seidenstickerei ist. Es sieht aus wie seidenglänzende Malerei. Wunderschön. Leider durften wir die Kunstwerke nicht fotografieren. Bis man Meisterin wird, dauert es viele Jahrzehnte. Und leider ist diese Arbeit nicht so gut für die Augen. Aber, wie die junge Dame uns mitteilte, würde sie niemals einen Ehemann finden, wenn sie nicht auf die traditionelle Weise Sticken und Nähen lernte. Die Eltern des jungen Mannes würden sie nie als gute Ehefrau ankerkennen.
Hiernach fuhren wir weiter zu dem Dorf, in dem der berühmte Dr. Joseph Rock, ein amerikanischer Forscher, wohnte und wirkte. Wir besichtigten zusammen mit unserem Fahrer sein Wohnhaus und lernten, dass er nicht nur die Flora und Fauna der Region erforschte, sondern auch die Kultur und Geschichte der Naxi. In der Zeitschrift "National Geographic" veröffentlichte er mehrere Artikel. Und diese wiederrum sollen dem Schriftsteller James Hilton als Inspiration für sein Buch "Lost Horizon" gedient haben.
Nun machten wir einen Haken an die Kultur und begaben aus auf den Weg zum Jade-Drachen-Schnee-Berg.
Auf dem Weg hielten wir aber noch am Dongba-Dorf. Dongba ist nicht nur der Name für die Schriftsprache der Naxi, sondern auch für ihre Religion und das Schamanentum. Und so wurden im Dorf, welches unserer Meinung nach ein Freilichtmuseum ist, direkt von einem Dongba-Priester begrüßt. Er schrieb in Dongba-Schrift glückbringende Ferse auf zwei Zettel und überreichte sie uns für eine kleine Spende. Kinderreichtum und Gesundheit ist uns und unserer Familie jetzt sicher!
Die Welt der Naxi hörte hier aber bald schon auf und so fanden wir uns in einer Einkaufsstraße wieder, von der es ab und an in Museumshäuser der in Yunnan lebenden Minderheiten ging. Wir wurden immer mit einer Musik- und Gesangseinlage begrüßt und es gab hin und wieder auch etwas zu essen. Sehr lecker war das runde, platte Brot am Spieß. Ein Brotlolli sozusagen.
Wir hielten uns hier nicht sehr lange auf und machten uns schon bald auf den Weg zum Weißwasserfluss, der das eigentlich Ziel der heutigen Tagesordnung war.
Dafür mussten wir aber wieder einen recht gut gefüllten Parkplatz ansteuern und auf einen Bus warten, der uns zu dem Fluss bringen würde. Da die Sonne unbarmherzig vom Himmel schien, stellte uns unser Fahrer in den Schatten - hinter die Schlange der brav wartenden Chinesen und schaffte es trotzdem uns als erste in den Bus zu schleusen.
Am Fluss angekommen sahen wir uns einer atemberaubenden Landschaft gegenüber, die jedoch sehr gut touristisch erschlossen ist. Der Fluss verfügt über viele mehr oder weniger natürliche Staustufen, von der die berühmteste - die Weißwasserterrassen - auf Grund von Bauarbeiten weiter oben im Flusslauf gerade trocken gelegt waren. Jedenfalls floss kein Wasser über die Terrassen.
Die unteren Staustufen, die das Wasser des Flusses zum Teil in eindrucksvollen Wasserfällen in die nächste Ebene fließen ließen, erschienen uns irgendwie....nachträglich eingefügt.
Noch ein Wort zum Berg: der Jade-Drachen-Schnee-Berg ist 5.596 m hoch und angeblich der südlichste Berg nördlich des Äquators, der ganzjährig von Schnee bedeckt ist. Für die Naxi ist er die Verkörperung des Gottes "Sanduo". Wer genug Zeit und Geduld mitbringt sich ganz hinten anzustellen, könnte sogar mit der Seilbahn in die Nähe der Schneegrenze fahren - wir hatten diese Geduld nicht.
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