Auch heute ließen wir es ruhig und entspannt angehen. Die Höhe spürt man schon. Wir haben schlecht geschlafen und so dehnten wir das Entspannen bis in den frühen Nachmittag aus und machten uns spät auf den Weg zum Songzanlin-Kloster um die Ecke. Das Kloster wurde im 17. Jahrhundert erbaut und während der Kulturrevolution zerstört. Es befindet sich seit den 1980er Jahren im Wiederaufbau, welcher durch Spenden und Zuschüsse der Regierung finanziert wird. Anhänger der Gelbkappensekte leben in dem Kloster. Die gefühlten 5.000 Stufen nach oben waren eine echte Qual bei dem geringen Sauerstoffgehalt...
Wir befinden uns in Shangri-La noch auf dem tibetischen Plateau und innerhalb der historischen Grenzen Tibets. In der Gebietsreform 1965 wurde Tibet in 6 Verwaltungseinheiten aufgeteilt. Die östlichen Gebiete, wie Amdos und Kham wurden beispielsweise auf die Provinzen Qinghai, Yunnan, Sichuan und Gansu aufgeteilt. Das restliche Gebiet wurden zum Autonomem Gebiet Tibet erklärt.
Das Songzanlin-Kloster, mit seiner Ähnlichkeit zum Potala-Palast in Lhasa, ist daher nicht so fehl am Platz, wie man anfangs vielleicht dachte.
Aber hier leben nicht nur Tibeter als eine der Minderheiten im chinesischen Volksgefüge. Tatsächlich leben in Yunnan 26 von insgesamt 55 anerkannten nationalen Minderheiten. Die Provinz war auf Grund ihrer Geographie schon immer von vielen verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Sprachen, Schriften, Traditionen und Kulturen bevölkert. Einer Legende nach lassen sich die Volksgruppen auf drei Brüder zurückführen, die von Geburt an in unterschiedlichen Sprachen sprachen und später in unterschiedlichen Gebieten Yunnans lebten. So lebte einer in den Tälern, der andere in den mittleren Höhenlagen und der dritte in hohen Gebirgslagen. Auch heute noch werden die Bevölkerungsgruppen so aufgeteilt.
In den Tälern leben zum Beispiel die Naxi und die Bai. In den mittleren Höhenlagen leben beispielsweise die Va und die Nahu. In den hohen Gebirgslagen leben u.a. die Tibetan und die Miao. Jede Bevölkerungsgruppe verfügt über eine eigene Sprache, oft unterteilt in unterschiedliche Dialekte, sowie eigene Traditionen und Kulturen. Dies kam nicht nur durch ihre Ansiedlung nach Höhe zu Stande. Die Täler und Bergdörfer waren oft auch voneinander abgeschnitten oder schwer erreichbar, so dass sich die unterschiedlichen Kulturen ganz ungestört entwickeln konnten.
Die Naxi benutzen heute sogar noch eine eigene Schrift: die Dongba. Sie ist ideographisch, also keine Lautschrift, sondern eine bildliche Schrift.
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