Wir schwelgen noch ganz auf den Wogen unserer Hochzeitsfeier und bleiben auch beim anstehenden Urlaub unserem Motto treu. Allerdings geht es nun noch höher hinauf, nämlich nach Shangri-La.
Der Name Shangri-La wurde durch den Schriftsteller James Hilton in der westlichen Welt bekannt. In seinem Roman "Lost Horizon" (deutsch: Irgendwo in Tibet) beschreibt er einen fiktiven, paradiesischen Ort, der im Himalaya am Shangri-Gebirge liegen soll. Hier leben Menschen aus überwiegend westlichen Kulturkreisen versteckt und zurückgezogen in einem Lama-Kloster, werden sehr alt, leben ihren Alltag bewusst in Abkehr von der Hast der restlichen Welt, bewahren dabei das Wissen der Welt und warten auf die Apokalypse.
Das Buch erschien 1933. Daher kommen wir nicht umhin uns zu fragen, wie Hilton die heutige Zivilisation empfinden würden, in der "Hast" den aktuellen Zeitgeist wohl kaum richtig beschreibt.
Wie dem auch sei... Das Buch war ein Weltbestseller und da die Idee um Shangri-La nicht von ungefähr kommt, sondern sich durchaus auf östliche Legenden von einem solchen Paradies bezieht, setzte sich die Sehnsucht und Faszination von diesem Ort in vielen Menschen fest. Teilweise ging die Sehnsucht so weit, dass das nationalsozialistische Deutschland mehrere Expeditionen nach Tibet schickte, um diesen paradiesischen Ort und seine weisen Einwohner zu finden.
Verfilmt wurde der Roman unter dem deutschen Titel: "In den Fesseln von Shangri-La".
Die chinesische Regierung hat in der jüngeren Vergangenheit auch Nachforschungen betrieben und ist zu dem Schluss gekommen, dass Shangri-La in Yunnan, an den Ausläufern des Himalaya liegt und hat den Kreis und die Stadt und die ehemalige Stadt Zhongdian in Shangri-La umbenannt - und Schwups, war der mystische Ort touristische Wirklichkeit.
Nach einem aufregenden Landeanflug über Berge und Täler auf den Flughafen von Shangri-La und einem U-Turn auf der Landebahn (es gibt nur eine Lande- und Startbahn und sonst kein weiteres Rollfeld) entstiegen wir unserer Mini-Maschine und fanden uns im passenden, in Lama-Kloster-Architektur errichteten, Miniflughafen direkt in der Gepäckabholung wieder - auf 3.200 Meter über NN! Von hier aus ging es nach Sauerstoff lechzend direkt raus auf den Parkplatz. Vorher zogen wir aber noch selbstbewusst an einer Horde begeisterter chinesischer Kleinunternehmer vorbei, die uns wild gestikulierend mit "Hello Taxi!?"-Rufen empfingen. Wir wollten selbstverständlich eines der vielen offiziellen Taxis nehmen, die wir Großstädter draußen in einer langen Reihe parkend erwarteten. Die gab es aber trotz angebrachter Hinweisschilder nicht. Etwas geschockt zogen wir dennoch weiter über den Parkplatz mit unserem Gepäck - immer noch der festen Überzeugung, dass es einen Taxistand geben muss. Ein hartnäckiger Kleinunternehmer war uns gefolgt und so nahmen wir sein großzügiges Angebot, uns zum Hotel zu fahren, zähneknirschend an. Eigentlich wird in allen chinesischen Reiseführern davon abgeraten, einen solchen Kleinunternehmer zu nutzen, weil sie einen in der Regel über den Tisch ziehen. Hier erschien der Fahrpreis in Ermangelung von Alternativen aber angemessen und nach der Ankunft hat er sogar geholfen die Koffer ins Hotel zu tragen - die 10 RMB Trinkgeld hat er sich dafür selbst augeschlagen...
Das Hotel, die Songtsam Lodge Shangri-La, ist übrigens sehr empfehlenswert. Man wird mit einem herzlichen Lächeln begrüßt und nimmt im Empfangsbereich in einer Sitzecke neben dem Ofen Platz, in dem Holzscheite anheimelnd im Feuer lodern. Auf dem Ofen steht immer eine Kanne Ingwertee bereit, welcher gut gegen die Höhenkrankheit wirken soll. Beim Schlürfen des wirklich wohlschmeckenden Tees wird man kurz über die Angebote des Hauses informiert und erhält Hausschuhe. Jawohl. Die Straßenschuhe werden draußen in Schränken gelagert. Währenddessen erledigt eine Mitarbeiterin an der Rezeption den Check-In und man kann entspannt seinen Ingwertee und das für die Gegend typische und wirklisch schöne Innendesign des Hotels genießen. Wie im Paradies eben...
Schließlich hatten wir noch das Glück ein Upgrade zu bekommen. Und so fanden wir uns in einer Suite mit Balkon und zwei großzügigen Zimmern wieder. Eine Minibar gab es zwar nicht, aber dafür eine Kaffeemaschine fast wie zu Hause mit gutem, europäischen Kapselkaffee. Die Maschine haben wir gut genutzt...
Auf Grund der Höhe ließen wir es am Anreisetag erst einmal ruhig angehen und erkundeten das Hotel und die nähere Umgebung. Glücklicherweise liegt das Hotel direkt am größten Lama-Tempel der Provinz Yunnan, dem Songzanlin-Tempel. Wir liefern euch ein paar Bilder von außen und vom See, der davor liegt und um den man im Uhrzeigersinn herumwandert. Im Buddhismus läuft man immer 3 Mal im Uhrzeigersinn um ein Heiligtum herum. Im Tempel z.B. um den Buddha. Wir beließen bei einer Runde um den See. Wir sind schließlich keine Buddhisten.
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