In Suzhou geht es immer hoch her. Täglich wird etwas geboten – und gestern startete die alljährliche Wedding Expo! Wir durften bereits feststellen, dass Suzhou vermutlich so etwas wie eine Hochzeits-Hochburg in China ist. Es gibt eine Straße nur mit Brautläden, Hunderte von Hochzeitsfotografen, eine Wedding Mall (riesen groß) und ständig sieht man Brautpaare, die mit Fotografen durch die Straßen ziehen und sich vor schöner oder vermeintlich schöner Kulisse ablichten lassen.
Da bildet die erwähnte Hochzeitsmesse nur die Spitze des Eisberges, aber da wir ja auch noch ein Brautpaar sind, haben wir uns auf den Weg gemacht den Aufstieg dorthin zu meistern.
Selbstverständlich sind wir bereits hochzeitsmesseerfahren – Sabl und Christoph sind unsere Zeugen – denn wir haben bereits in Deutschland keine Gelegenheit ausgelassen uns über die neusten Hochzeitstrends zu informieren. Mit diesem Background gewappnet und gleich nachdem wir ein chinesisch geschriebenes Formular professionell ausgefüllt hatten (wir haben keine Ahnung, was da gefragt wurde…), trauten wir uns schließlich in die heiligen Hallen.
Wie wir sofort feststellten, ist hier alles etwas größer, die Schleppen der Brautkleider etwas länger und der Kopfschmuck etwas ausgefallener…
Wie wir weiterhin feststellen durften waren wir die einzigen Langnasen dort und damit sofort die Attraktion. Trotz Sprachbarriere wurden wir ständig aufgefordert die Messestände zu besuchen, uns zu setzen und Fotobücher durchzublättern. Eine junge Dame versuchte uns in gebrochenem Englisch zu erklären, dass sie für die Feier alles komplett organisieren können. Für jeden Geldbeutel und Geschmack war etwas zu haben.
Ähnlich wie in Deutschland stellen hier alle Dienstleister rund um den schönsten Tag im Leben aus. Allerdings geht es in China dann noch ein paar Schritte weiter. Wer noch niemanden zum Heiraten hat, kann ihn hier finden. An endlos langen Wänden hängen Kontaktbögen einsamer Herzen. Davor stehen nicht etwa die heiratswilligen Leidensgenossen, sondern deren Eltern und Großeltern, mit Stift, Notizblock und Handy bewaffnet und schreiben eifrig auf, wer für die geliebten Kinder in Frage kommen könnte.
Wenn man seinen Seelenverwandten gefunden hat; der Fotograf und Fototermin und der Austragungsort, samt Veranstalter, feststehen, dann kann man sich hier noch um die wesentlichen Dinge im Leben kümmern.
Diverse Immobilienmakler bieten hier die passende Wohnung an. Das neue Familienauto kann ebenfalls nebenbei angeschafft werden.
Was – unserer Meinung nach - noch fehlt: Aussteller der Elite-Kindergärten und Schulen für das Wunschkind.
Was auch nur sehr rar vertreten war: Brautkleider. Das liegt allerdings daran, dass man in China traditionell nicht in weiß heiratet. Außerdem kauft man das Kleid hier auch nicht. Eigentlich läuft eine Hochzeit hier folgendermaßen ab:
1. Standesamtliche Trauung
2. Fototermin mit bis zu 5 Stylings, also 5 Kleider und 5 Frisuren vor
unterschiedlichen Kulissen, u.a. traditionelle chinesische Kleider, ein schickes
Abendkleid, das weiße Hochzeitskleid usw., alles für diesen Anlass geliehen
3. Hochzeitsfeier im Hotel oder Restaurant, wo die Hochzeitsaufnahmen bereits von den Gästen bestaunt werden können/ Dauer ca. 2 Stunden
Soviel zur Hochzeitsmesse auf Chinesisch.
Das Suzhou International Exibitions Centre liegt praktischerweise nicht weit weg vom Suzhou Science and Cultural Arts Centre (das runde Gebäude, das nachts so nett leuchtet). Innen befinden sich u.a. ein Konzertsaal, ein Kunstmuseum und ein Imax-Kino.
Hier ein paar Eindrücke:
Draußen konnten wir den Blick auf „unsere“ Seite des Sees genießen bis es anfing zu regnen. Wir mussten uns daher schnell in einen Starbucks retten, Brotzeit machen und Scharen von Brautpaaren beim Fototermin zuschauen. :)
Nach ein paar Minuten konnte es dann auch weitergehen:
Auf unserer Seite des Sees haben wir dem „Euromart“ noch einen Besuch abgestattet. Importiertes Bier war im Angebot. Fazit: Janine und Desi würden hier prima überleben. Für Marcel war leider nichts dabei.
Uns stand der Sinn heute auch eher nach einem leckeren Rotwein. Ein sehr teures Vergnügen, aber den letzten "echten" Wein haben wir in Deutschland getrunken. Ein Mal im Monat sollte eine Flasche also drin sein. Dazu gab es leckere Fertig-Pizza! Ein perfekter Abend!
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