Heute galt es in die Hände spucken und Chaos beseitigen. Das hieß etliche Haushaltswaren aus Ikea-Kartons befreien und warten. Letzteres auf die angekündigte Truppe von Sofa- und Bettingenieuren.
Beim Werkeln und Warten waren die Klimaanlagen bei 40 °C Außentemperatur unerlässlich. Blöd nur, dass vormittags jede Stunde der Strom ausfiel und um die Mittagszeit knapp alle zehn Minuten. Jedesmal flog bei uns der Hauptschalter und erst nach ein paar Minuten Abkühlungszeit konnten wir den Strom wieder in Gang bringen. Auf die Dauer wurde dieses Spiel aber langweilig, also hat Marcel John angerufen und unser Leid geklagt.
Schließlich kam der Engineer, der die böse Sicherung gegen eine neue – größere – eintauschte und das Problem (hoffentlich dauerhaft) behob.
Zwischenzeitlich waren auch die Herren vom Bettenladen da. Mit Händen und Füßen hat Johanna ihnen die Umverteilung der Betten erklärt und die Umbaumaßnahmen beaufsichtigt. Ruck zuck in ca. einer halben Stunden war alles erledigt und die Herren verabschiedeten sich wieder.
Auf die Sofa-Ingenieure warteten wir leider vergeblich. Nach Auskunft von John waren diese bereits am Samstag Abend (während des Ikea-Shopping-Wahns) spontan vorbeigekommen ohne uns anzutreffen. Heute seien sie bereits wieder auf dem Weg in Ihre Heimatstädte und würden erst in zwei Wochen wieder in Suzhou eintreffen.
Tja, da blieb uns nur mit den Schultern zu zucken und das Sofa selbst auseinander und - fast – wieder zusammenzubauen. Leider haben die Herren die restlichen – in ihren Augen überflüssigen – Schrauben mitgenommen. Die Armlehne an der Ottomane kann daher noch immer nicht montiert werden. Aber wozu gibt es Baumärkte?
Nach dem die Stromkrise bewältigt war, machte Johanna sich daran das neue Geschirr abzuwaschen. Trotz Spülmaschine per Hand – warum? Wir möchten diese erst reinigen. Das Mittel hierfür haben wir aber noch nicht. Dass es trotz der Anstrengung eine kluge Idee war, nicht einfach das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen, zeigte sich, als Johanna das Spülwasser ablassen wollte. Es sprudelte nicht nur in den Abfluss, sondern aus diesem heraus und – erstaunlicherweise – auch aus dem Spülmaschinenabfluss heraus…?!
Eine chinesische Abflusskonstruktion hat in unserem Fall viele Kurven und flexible Schläuche in allen möglichen Farben und Durchmessern. Diese stecken in fest installierten Abflussrohren, die einfach senkrecht nach oben stehen und vermutlich im unteren Stockwerk verschwinden. Wo der flexible Schlauch im Rohr verschwindet wurde eine Schicht Silikon großzügig drum herumgespritzt. Genau an dieser Stelle sprudelt aus beiden Rohren das Wasser heraus. Na ja…auch dieser Mangel wurde John direkt gemeldet. Nur leider konnte deswegen heute keiner mehr kommen – vielleicht morgen…aber nur vielleicht.
Da alles Klagen nichts nutzte und Johanna für die kommenden zwei Tage noch Essbares benötigte – Marcel wird von Montag auf Dienstag in Peking übernachten – machten wir uns auf den Weg zum Auchan.
Da man hungrig nicht einkaufen gehen soll, haben wir noch kurz in unserer Bäckerei um die Ecke ein Päuschen eingelegt. Es stellte sich heraus, dass es entgegen der bildlichen Darstellung außen zwar keine Brezeln und kein dunkles Brot gab – aber – sehr leckere Kleinigkeiten für den kleinen Hunger zwischendurch. Immerhin…
Im Auchan angekommen bot sich ein chaotisches Bild. Leider hatten wir die Kamera vergessen – es hätte sich gelohnt.
Hier wimmelte es nur so von Menschen…Die Gänge waren so voll und zugestellt mit Einkaufswägen, dass es kein Durchkommen gab, bzw. man einfach grob werden musste, um vorwärts zu kommen.
Vor allem die Gemüse und Fleisch/Fisch-Abteilung hat sehr viel Ähnlichkeit mit Märkten draußen in freier Wildbahn. Hier kann man sich seinen Fisch oder Krebs noch quietschlebendig aussuchen. Das Obst und Gemüse wird vor dem Kauf fröhlich durchgekostet und wenn es zusagt, an einem zentralen Punkt durch einen Auchan-Mitarbeiter gewogen. Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist eben besser…
Nachdem wir den Anflug von Panik auf Grund dieser Zustände überwinden konnten, nutzten wir unsere Ellbogen und zogen aus, uns die Grundnahrungsmittel zu beschaffen, die wir benötigten. Zucker, Salz, Tee, Kaffee, Toastbrot, Müsli, Aufschnitt (Gauda), Joghurt und eingemachtes Obst. An der Schlange zum Obstabwiegen wollten wir uns nicht anstellen.
Nach dieser Nahkampferfahrung und ausreichendem Bad in der Menge machten wir uns auf den Weg nach Hause – total erschöpft.
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